Greenwashing: Zwischen Schein und Sein

In der heutigen Welt, in der Umweltbewusstsein zunehmend an Bedeutung gewinnt[1]Abschlussbericht des Umweltbundesamt: Repräsentativumfrage zum Umweltbewusstsein und Umweltverhalten im Jahr 2020. Zugriff: 23. Mai 2023. PDF, fühlen sich Verbraucher zunehmend zu Unternehmen hingezogen, die ein Engagement für Nachhaltigkeit zeigen. Allerdings halten nicht alle Unternehmen die verkündeten Prinzipien ein. Ich widme mich dem Konzept des Greenwashings und beleuchte dessen täuschende Praktiken anhand eines persönlichen Beispiels. Zudem gebe ich Einblicke, wie du Greenwashing erkennst und bekämpfst.

Was ist Greenwashing?

Greenwashing bezieht sich auf die Praxis von Unternehmen, sich umweltfreundlicher darzustellen, als sie tatsächlich sind. Es handelt sich um eine Täuschungstaktik, bei der Unternehmen den Eindruck erwecken, nachhaltig zu handeln, indem sie umweltbezogene Begriffe, Symbole oder Behauptungen verwenden, ohne jedoch entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Das Ziel des Greenwashings ist es, das Image des Unternehmens zu verbessern und Kunden anzulocken, die Wert auf Nachhaltigkeit legen.

Die Auswirkungen von Greenwashing

Greenwashing kann schwerwiegende Auswirkungen haben. Es täuscht Verbraucher, die bewusst umweltfreundliche Entscheidungen treffen möchten, und untergräbt das Vertrauen in Unternehmen, die tatsächlich nachhaltig handeln. Darüber hinaus führt Greenwashing zu einer Verzerrung des Marktes, da Unternehmen, die sich wirklich für Nachhaltigkeit einsetzen, gegenüber denen benachteiligt werden, die nur oberflächlich umweltfreundlich erscheinen wollen.

Meine persönlichen Erfahrungen

An dieser Stelle muss ich sicherlich aufpassen, wie genau ich die folgenden Worte wähle. Ich gebe hier lediglich meine persönlichen Erfahrungen und Eindrücke wieder. Bereits zur Autobestellung bei BMW teilten wir unserem Verkäufer mit, dass wir gern Allwetterreifen möchten. Leider konnte das Auto allerdings nicht auf diesen ausgeliefert werden, sondern wir mussten die normalen Sommerreifen bestellen und erhielten direkt vom BMW-Händler unsere Ganzjahresreifen. Die Continental EcoContact 6Q MO 16Y 032TF3 225/55 R18 102Y, ich kenne den Namen so genau, da ich diese seit Monaten verkaufen möchte, wollte/durfte mein Händler nicht in Zahlung nehmen. Er meinte fast wörtlich zu mir, du bekommst die einfach verkauft, da es sich um gängige Modelle handelt.

Natürlich spiegelt der Text daher viel eigenen Unmut wider. Aber, wer mich kennt, der weiß, dass ich eine analytisch reflektierende Person bin.

Seit Wochen reduziere ich den angestrebten Preis bei Kleinanzeigenportalen und innerhalb von Foren. Die Reifenankauf-Anbieter unterbieten sich im Preis. Derzeit rangiert dieser bei 100 bis 120 Euro. Für alle vier Reifen; nicht für einen. Der günstigste Preis in einschlägigen Vergleichsportalen liegt bei etwa 130 Euro. Pro Reifen! Der mir angebotene Preis wird also geviertelt und scheinbar dennoch etwas verdient. Das ein Reifenhändler mir keine 520 Euro bieten kann, ist mir durchaus bewusst … .

Als Begründung, warum mein BMW-Händler die Reifen nicht in Zahlung nehmen kann, wurde mir mitgeteilt, sie seien ja nicht mehr neu. Dadurch nicht mehr zu verkaufen. An dieser Stelle hoffentlich, wird dir als Leser bewusst, warum ich den Kontext gewählt habe.

Die BMW Group gestaltet die Zukunft der Mobilität konsequent weiter und treibt Nachhaltigkeit mit ihren Innovationen stetig voran. Die Kreislaufwirtschaft ist der Schlüssel zur Ressourcenschonung und CO2-Reduktion. Für uns bedeutet Zirkularität insbesondere, dass Fahrzeuge am Ende ihrer Nutzungsphase als Rohstoffquelle für Neuwagen zur Verfügung stehen.

BMWGroup.com – Nachhaltigkeit. Abruf 23. Mai 2023

Diese Aussage passt für mich nicht überein, wodurch ich den Rant beenden werde und in meine Lieblingsdisziplin übergehe: der Proaktivität. Was könnte BMW und wahrscheinlich andere Hersteller – oder Händler – anders machen?

  1. Autos auf den Reifen ausliefern, die der Kunde wünscht (Winter-, Sommer-, Ganzjahresreifen)
  2. Reifen in Zahlung nehmen (Prozess anpassen ; )

Warum ist dies ein Beispiel für Greenwashing?

Angeblich wächst der Markt für Ganzjahresreifen [2]Goodyear.eu am 17. Oktober: Der Trend zu Ganzjahresreifen hält an. Zugriff: 23. Mai 2023 und für mich reduziert sich der Konsum dadurch drastisch. Weniger Gummi muss produziert werden, weniger Abfall entsteht, weniger Felgen werden benötigt. Liest sich lapidar, aber in der Gesamtheit, dürfte dies eine Auswirkung ergeben. Einen Ganzjahresreifen zu fahren, sollte also allgemein einen positiven Effekt aufweisen und da mir dieser Aspekt interessant erscheint, werde ich hier weiter recherchieren. Aber nicht mehr jetzt, nicht mehr heute.

Für einen Hersteller, sollte es ein leichtes sein, seinen Prozess in diese Richtung kundenzentriert anzupassen. Aber dann verdient der Händler ja nicht mehr so viel? Dies ist eine Mutmaßung, mit einem gewissen Maß an Wut im Bauch getippt. Erscheint mir allerdings logisch.

Würde der Händler die Reifen in Zahlung nehmen, müsste er wohl Garantie darauf geben. Die Nachfrage scheint/soll gering sein.[3]MotorTalk.de: Warum werden Reifen nicht in Zahlung genommen? Zugriff: 23. Mai 2023 Versucht wurde dies aber scheinbar auch noch nicht. Ich stelle mir den Prozess in etwa so vor: Kunde erhält die Möglichkeit neue Reifen zu kaufen für einen Preis von 600 Euro, oder „generalüberholte“ (neuwertige/gebrauchte) Exemplare für 420 Euro. Das Geschäftsmodell scheint in anderen Branchen, ich denke hier an Rebuy, scheint zu funktionieren.

Scheinbar muss ich mich allerdings bereits glücklich schätzen, denn andere Händler liefern gar nicht auf Allwetterreifen aus. Hier hat der Hersteller scheinbar noch viel Optimierungspotential brach liegen.

Memo an mich: Welche Hersteller liefern auf Ganzjahresreifen aus?

Wie erkennst du Greenwashing?

Dir ist es wichtig, Greenwashing zu erkennen? Du möchtest informierte Entscheidungen treffen, dann habe ich hier einige Anzeichen für potenzielles Greenwashing:

1. Vage und übertriebene Behauptungen

Unternehmen, die Greenwashing betreiben, verwenden oft vage oder übertriebene Behauptungen, ohne konkrete Informationen oder Beweise bereitzustellen. Wenn eine Aussage wie „100 % umweltfreundlich“ oder „absolut nachhaltig“ ohne weitere Erläuterungen gemacht wird, solltest du skeptisch sein.

2. Irreführende Verpackung oder Etiketten

Ein weiteres Zeichen für Greenwashing sind irreführende Verpackungen und Etiketten. Manchmal werden Bilder von Natur oder grüne Farben verwendet, um den Eindruck von Umweltfreundlichkeit zu erwecken, obwohl das Produkt selbst möglicherweise keine ökologischen Vorteile bietet. Es ist wichtig, die Inhaltsstoffe und Zertifizierungen sorgfältig zu prüfen.

3. Fehlende Transparenz

Unternehmen, die wirklich nachhaltig handeln, sind transparent und bereit, Informationen über ihre Umweltauswirkungen offenzulegen. Wenn ein Unternehmen jedoch keine klaren Informationen über seine Nachhaltigkeitsmaßnahmen bereitstellt oder Anfragen dazu ausweicht, könnte dies ein Hinweis auf Greenwashing sein.

4. Fehlende Zertifizierungen oder unabhängige Überprüfung

Zertifizierungen von unabhängigen Organisationen können ein Hinweis darauf sein, dass ein Unternehmen tatsächlich nachhaltige Praktiken anwendet. Wenn ein Unternehmen keine solchen Zertifizierungen aufweist oder behauptet, sie seien „in Bearbeitung“, solltest du genauer nachhaken.

5. Greenwashing in der Werbung

Achte auf Werbekampagnen, die den Eindruck erwecken, ein Unternehmen sei besonders umweltfreundlich, ohne klare Informationen oder Beweise dafür zu liefern. Greenwashing kann in der Werbung subtil oder offensichtlich sein, daher ist es wichtig, nicht alles zu glauben, was in einem Werbespot gesagt wird.

Wie kannst du Greenwashing vermeiden?

Um Greenwashing zu vermeiden, solltest du einige Schritte unternehmen. Ich selbst habe mir diese gerade betrachtet und werde mich dem Thema endlich intensiver widmen. Noch verbirgt sich in meinen Synapsen zu viel gefährliches Halbwissen.

1. Recherchiere gründlich

Informiere dich über die Nachhaltigkeitspraktiken eines Unternehmens, bevor du Produkte oder Dienstleistungen kaufst. Schau dir die Unternehmenswebsite an, lies Berichte über ihre Nachhaltigkeitsbemühungen und suche nach unabhängigen Bewertungen.

2. Hinterfrage vage Behauptungen

Sei skeptisch gegenüber Unternehmen, die vage oder übertriebene Behauptungen aufstellen, ohne konkrete Informationen zur Verfügung zu stellen. Fordere Transparenz ein und frage nach konkreten Maßnahmen, die das Unternehmen ergreift.

3. Achte auf unabhängige Zertifizierungen

Suche nach Produkten oder Dienstleistungen, die von unabhängigen Organisationen zertifiziert wurden. Diese Zertifizierungen können ein Indikator dafür sein, dass das Unternehmen tatsächlich nachhaltig handelt und nicht nur Greenwashing betreibt.

4. Unterstütze authentische Nachhaltigkeit

Fördere Unternehmen, die transparent und ehrlich über ihre Nachhaltigkeitsbemühungen berichten. Wenn ein Unternehmen nachweislich Maßnahmen ergreift, um die Umweltauswirkungen zu reduzieren und sozial verantwortlich zu handeln, ist es wichtig, diese Unternehmen zu unterstützen.

5. Bilde dich weiter

Halte dich über aktuelle Entwicklungen im Bereich der Nachhaltigkeit auf dem Laufenden und bilde dich weiter. Je besser informiert du über Nachhaltigkeit bist, desto leichter wird es dir fallen, Greenwashing zu erkennen und authentische nachhaltige Praktiken zu unterstützen.

Mein grünes Fazit

Greenwashing ist ein Problem, dem du als Verbraucher ständig begegnest. Indem du die Anzeichen von Greenwashing erkennst und authentische nachhaltige Praktiken unterstützt, kannst du dazu beitragen, das Bewusstsein für echte Nachhaltigkeit zu stärken. Sei kritisch, informiere dich gründlich und lass dich nicht von oberflächlichen Behauptungen täuschen. Nur durch Transparenz und authentische Maßnahmen können wir eine nachhaltigere Zukunft schaffen.

Quellen und Informationen[+]

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