Manchmal wird eine Idee zur Realität und manchmal muss man sich von Ideen verabschieden. Manchmal will man sich verabschieden, denn nachdem die Idee getestet wurde, bemerkt man die Hindernisse. Folgend berichte ich, von meinem Verkauf von FinanceFacts.de werde verschiedene Erkenntnisse notieren.
Inhaltsverzeichnis
Die Schwangerschaft dauerte 7 Jahre
Im Jahr 2015 begann ich mit der digitalen Begleitung von unserem Hausbau. Ich wollte für mich eine Anlaufstelle für Informationen und Rechercheergebnissen erzeugen. Zudem war mir klar, dass die eigentliche Arbeitszeit daran begrenzt ist, denn der Hausbau dauert nur etwa ein Jahr. Leider waren damals meine Ambitionen ebenfalls etwas groß und ich konnte nur wenige Ideen in die Tat umsetzen. Da das praktische Projekt an allen Stellen Geld erfordert, beschäftigte ich mich ständig mit den eigenen Finanzen. Vor allem ist man ständig mit der Begleichung von Rechnungen beschäftigt und schaut, ob gewünschte Mehrausgaben in das Budget passen. Informationen waren im Internet vorhanden, aber nicht alle werden öffentlich kommuniziert. Auch wir haben die finanziellen Aspekte auf Bomschtown unbeantwortet gelassen oder das Thema schlicht ausgeblendet. Allerdings schwebte mir bereits damals vor, der Finanzierung in irgendeiner Form eine Bühne zu geben.
Die Geburt nur ein paar Monate
In einem Gespräch im Jahr 2022 wurde die Entscheidung gefällt. Mit einem der zukünftigen Redakteure hatte ich beschlossen, dass wir „einfach beginnen“. Also weniger Zeit in die konzeptionelle Phase stecken und die Website veröffentlichen. Diese Initialisierung lief allerdings nach meinem gewohnten Leitfaden ab.
- Alleinstellungsmerkmal definieren
- Domain suchen
- WordPress installieren und
- Design anwenden.
Ich wollte eine Faktensammlung haben und in jedem Artikel eine Frage von mehreren Seiten beleuchten. Das bedeutet, alle Artikel werden als Frage formuliert.
Bei der Suche nach einem passenden Namen bin ich direkt zweimal von meiner Vorstellung abgewichen, denn ich mag eigentlich keine englischen Begriffe beziehungsweise das moderne Denglisch. Da ich mich allerdings auf das Wörtchen „Fakten“ eingeschossen hatte und es deutsche Wettbewerber gegeben hat, bin ich auf die englischen Begriffe ausgewichen. Der zweite Aspekt betraf die Verfügbarkeit anderer Domainendungen. Viele waren bereits reserviert. Da finance-facts.de verfügbar war und ich zwar die englische Bezeichnung verwenden wollte, aber die Seite lediglich Deutsch verfügbar sein sollte, wurde dieser Name festgelegt.
Die Installation lief mittels vorgefertigtem Dummy denkbar einfach ab und das Design habe ich extern vergeben. Also in dem Fall nicht selbst erstellt. Einzig die Farbe Blau hatte ich vorgegeben. Für mich sind Finanzthemen Blau.
Die konzeptionelle Idee
Mein Grundkonzept sah vor, ein Jahr lang zunächst jeden Monat einen neuen Artikel zu veröffentlichen. Die Anzahl erschien mir realistisch und konnte vorbereitet werden. Im zweiten Jahr, sollte weiterhin monatlich ein neuer Fakt behandelt, sowie jeden Monat ein bestehender Artikel aktualisiert werden. Nach zwei Jahren wollte ich ein ausführliches Resümee ziehen und den weiteren Verlauf planen. Besonders die Frage, ob Einnahmen mit dem Magazin generiert werden sollten, wollte ich zu diesem Zeitpunkt beantworten.
Ich erstellte einen Redaktionsplan mit Themen und inhaltlichen Überlegungen. Besprach die insgesamt zehn Ideen mit den freien Redakteuren und gab einen zeitlichen Wunsch von 3 Monaten aus. Die ersten vier Themen wurden zügig erstellt, die anderen Inhalte mussten intensiver besprochen werden. Eine Frage, die mich die komplette Zeit umtrieb: Wann ist der richtige Zeitpunkt, die Geburt einzuleiten? Von meinem Wunsch, mindestens zehn Artikel fertig im Backend schlummern zu haben, verabschiedete ich mich schnell wieder. Daher entschied ich motiviert, dass 3 Monate Vorlauf genügen müssen, und schaltete die Seite sichtbar.
Etwa drei Monate vergehen bei Google, bis eine vorher nicht vorhandene Website gecrawlt sowie indexiert wird. In dieser Zeit entstehen die ersten Rankings und im Anschluss soll mit der Kontinuität gepunktet werden.
Die zwei Redakteure und ich unterhielten uns intensiver über inhaltliche Aspekte. Meine Vorgaben waren teils zu streng, zu genau, zu umfangreich. Gewohnt, hatte ich vom Inhalt zu viel erwartet. Mit dieser Erwartungshaltung drohte mein Zeitplan nicht in Erfüllung zu gehen. Ich wollte fertige Inhalte, so umfangreich, dass keine Fragen offenbleiben. Mit einer Fülle an Quellen und mit Bildern und Grafiken.
- Themen sollten immer von Finanzjournalisten geschrieben werden, um eine vernünftige Basisqualität zu gewährleisten
- Alle Beiträge sollten mit einer Expertenstimme versehen werden
- Ich wollte zu allen Themen eine persönliche Meinung beisteuern
Sicherlich ein guter Gedanke, aber mit der 1-Jahres-Planung nicht zu schaffen. Sowohl zeitlich als auch finanziell nicht. Mein Budget war an beiden Seiten begrenzt. Dadurch weichten wir den starren Redaktionsplan etwas auf und ergänzten das erste Jahr durch „seichtere“ Themen. Besonders Themen, die nichts mit der „Hausbau-Finanzierung“ gemein haben.
60/20/20 Regel
Ich entschied, dass wir nicht meine gelebte und geliebte 80/20-Regel anwenden, sondern auf eine 60/20/20-Regel ausweichen. Ein Artikel muss zur Veröffentlichung zu 60 % fertig sein. Die notwendigen 20 % folgen nach 6 Monaten. Um die 80 Prozent erreichen zu können, war beispielsweise immer eine Expertenstimme vorgesehen. Die Redakteure sollten passende Experten ansprechen und je nach Resonanz wollte ich dann ein Interview führen. Da die Rückmeldungen allerdings schwierig waren, konnte ich mich von dieser Anforderung nicht abhängig machen.
Bei einem Rententhema und der privaten Absicherung habe ich ein kurzes Kennenlerngespräch mit Stefan Granel geführt. Ich war überrascht, dass ich direkt mit dem Geschäftsführer sprechen sollte und durfte. Nach dem Interview sprachen wir über meine Arbeit und meine Gedanken zur Website. Ich beendete das Gespräch mit einem flapsigen Spruch a la: „Noch hänge ich nicht an der Website … .“
Anbahnung der Adoption
Nur ein paar Tage später meldete sich die Marketing-Abteilung bei mir. Im Gespräch wurde mir erzählt, dass intern die Planungen zu einer externen Domain laufen. Auf dieser sollen verschiedene Themen in einem anderen Kontext behandelt werden. Es soll eine andere Form der Beratung stattfinden. Dem Marketing gefällt meine Konzeption und wir sprachen über meinen Redaktionsplan und die angedachten Themen und vorhandenen Texte.
Nach weiteren Gesprächen und einigen Wochen später einigten wir uns. Ich gab mein Neugeborenes zur Adoption frei. Wir legten einen Stichtag fest und seitdem bin ich lediglich Beobachter.
Was aus meinem eigentlichen Ziel geworden ist?
Ziele sind bekanntlich dafür da, angepasst zu werden. Nur wer den Weg kennt, kann eine Abkürzung finden oder weitere markige Sprüche. Ich musste mir eingestehen, dass die Zeit für ein weiteres Projekt nicht vorhanden ist. Insbesondere in einem solch sensiblen Themenbereich, mit meinen eigenen Anforderungen. Daher fiel mir die Trennung rückblickend einfacher als zunächst vermutet.
Mittlerweile (im Dezember 2023) wurden 14 Fragen beantwortet. Persönlich würde ich nicht alle identisch starten lassen. Anstatt ein „Wusstest du, …“ die Frage direkter formulieren. Dies hilft sicherlich auch der Auffindbarkeit. Ich mag das Konzept aber weiterhin und die Frage-Antwort-Situation bietet viele Freiheiten in der Textgestaltung. Derzeit fehlt mir bei diesen noch etwas der Tiefgang, aber der Weg wurde schließlich zunächst geebnet!